Unternehmenskauf aus der Insolvenz

(Distressed M&A)

 

 

06.12.2023 | Artikel von Fredrik Ljungman

 

Die Möglichkeit liegt am Horizont. Ein Unternehmen zu erwerben birgt oft Chancen. Eine starke Marke, die Technologie wegweisend, und/oder der Markt relevant. Der Kauf eines insolventen Unternehmens bietet in bestimmten Fällen besondere Chancen. Aber wie kann ein solches Unternehmen erfolgreich erworben und entwickelt werden?

Im Kontext von Insolvenzen spricht man oft von Distressed M&A. Dies bezeichnet den Kauf eines Unternehmens in einer wirtschaftlich angespannten Situation.  Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über den Prozess, die Chancen und auch die Risiken, die beim Kauf eines Unternehmens aus einer Insolvenzsituation entstehen.

 

Phasen des Kaufprozesses im Überblick

1. Vorbereitung und Identifikation
Der erste Schritt ist das Aufspüren von Kaufgelegenheiten. Grundsätzlich gib es zwei Arten der Vorgehensweise: Der opportunistische Weg nutzt spontane Chancen, die etwa durch Insolvenzverwalter entstehen. Es ist ein eher reaktiver Ansatz.
Deutlich proaktiver ist die strukturierte Vorgehensweise: Ein detailliertes Kaufprofil wird erstellt. Über das eigene Netzwerk und über Berater werden Kaufchancen identifiziert und bearbeitet.

Beide Vorgehensweisen bieten ihre Vor- und Nachteile. Unsere generelle Empfehlung ist jedoch die strukturierte Vorgehensweise zu verfolgen, da im Prozess mehrere Kaufchancen besser miteinander verglichen werden können. In beiden Fällen ist die frühzeitige Zusammenarbeit mit einem Beraterteam hilfreich und üblich.

 

2. Due Diligence
Bei der Prüfung von Krisenunternehmen ist neben finanziellen Kennzahlen auch die Analyse von Strukturen, Verträgen und Potenzialen wesentlich. Besonders wichtig ist die Bewertung verborgener Verbindlichkeiten und rechtlicher Risiken. Ein entscheidender Faktor ist die Wahl zwischen Asset Deal und Share Deal.

Bei einem Asset Deal werden bestimmte Vermögenswerte erworben, was oft weniger Risiken birgt, den Kaufvertrag jedoch schnell komplexer werden lässt . Ein Share Deal, zum Beispiel mit Hilfe eines Insolvenzplanes, beinhaltet den Kauf von Unternehmensanteilen, erfordert jedoch eine intensivere Prüfung. Eine gründliche Risiko- und Chancenbewertung ist in beiden Fällen unverzichtbar.

 

3. Kaufverhandlungen
Mit der Eigenverwaltung oder dem Insolvenzverwalter werden die Konditionen des Kaufs festgelegt. Oftmals hat man hier eine bessere Verhandlungsposition als in „normalen“ M&A-Situationen.

 

4. Integration
Die erfolgreiche Integration eines insolventen Unternehmens in bestehende Strukturen erfordert eine sorgfältige Planung und effektive Umsetzung. Neben der Stabilisierung und Restrukturierung des erworbenen Unternehmens ist die harmonische Eingliederung in die Prozesse und Kultur des Käufers entscheidend. Für die Organisation ist dies häufig eine Doppelbelastung, da die Integration neben dem Alltagsgeschäft stattfinden muss.

 

Typischerweise unterstützt ein dezidiertes Programm- und Projektmanagement maßgeblich den Prozess. Häufig wird auf externe Ressourcen zurückgegriffen. Eine klare Kommunikationsstrategie und die Einbindung der Mitarbeiter beider Unternehmen tragen wesentlich zu einem reibungslosen Übergang bei.

 

Unterstützung durch Experten kann die Risiken minimieren und Chancen maximieren

Der Hauptvorteil ein insolventes Unternehmen zu kaufen, liegt im Preis. Unternehmen in der Krise oder kurz vor der Insolvenz können oft zu einem Bruchteil ihres eigentlichen Wertes erworben werden. Aber nicht nur dass: oftmals können bestehende Verträge, z. B. mit Lieferanten oder Kunden, neu verhandelt oder auch beendet werden.

Typischerweise sind solche Akquisitionen jedoch nicht ohne Risiko. Auch die Probleme des Unternehmens werden gekauft. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist es daher, diese Probleme zu identifizieren und lösen zu können. Nicht selten passiert es, dass die Probleme des Unternehmens tiefer liegen als erwartet und / oder dass der Turnaround sehr komplex ist oder zu scheitern droht. Der gesamte Prozess ist geprägt von Stolpersteinen, die es zu beachten gilt.

Es ist daher von größter Bedeutung, den Kaufprozess sorgfältig zu gestalten, sich externe Expertise ins Boot zu holen und nicht zuletzt: Mut zu haben, den Schritt zu wagen.
Wie bei einer Restrukturierung oder Sanierung ist es sinnvoll, sich durch Experten unterstützen zu lassen. M&A-Berater, Juristen, Wirtschaftsprüfer und natürlich auch Interimsmanager können helfen, den Prozess zu steuern und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Mit dem richtigen Ansatz und der richtigen Unterstützung kann es eine einmalige Chance sein, ein Unternehmen aus der Insolvenz zu erwerben und wieder auf Kurs zu bringen und von dessen Potenzial zu profitieren.

 

 

 

Ihr Ansprechpartner Fredrik Ljungman

Tel.: +49 (0) 6192 40 269 0
E-Mail: fredrik.ljungman@anxo-consulting.com

Erfahren Sie mehr über Fredrik Ljungman