Gute Kommunikation

Schon Weltmeister oder noch in der Kreisliga?

Dagmar Strehlau

 

Wenn Sie in den letzten Monaten Gesprächen über das Thema Fußball und die Performance der deutschen Nationalmannschaft zugehört haben, konnte man den Eindruck gewinnen, dass es viele ausgemachte Fußballexperten in unserem Land gibt. Ob dies so ist oder nicht sei dahingestellt, aber ein guter Anlass einmal bei sich selbst kritisch auf die ein oder andere Performance zu schauen.

Wenn man Gesprächspartner auf ihre Kommunikation anspricht – ist man sich im Regelfalle schnell einig, dass wir diese beherrschen und gut ausführen können. Geht man etwas tiefer in das Gespräch, dann offenbart sich doch der ein oder andere und gesteht „Probleme“ in der Kommunikation ein: „Ja, ich merke, dass ich missverstanden werde oder dass meine Botschaften nicht ankommen…und eigentlich habe ich mich doch klar und verständlich ausgedrückt…“

Der Austausch von Informationen klappt auf digitaler Ebene doch sehr gut, von Maschine an Maschine im Regelfalle fehlerlos. Alle Informationen, die ausgesandt werden, kommen auch beim Empfänger korrekt an, wenn diese in einer Programmiersprache richtig kodiert worden sind. Bei uns Menschen läuft dies weitaus komplizierter ab; hier spielen Emotionen, Werte, Gefühle ein zentrale Rolle und eine reine Sachinformation kann gewürzt mit entsprechenden Emotionen plötzlich eine ganze andere Aussage erhalten. Anders ausgedrückt, wir sprechen in vielen Programmiersprachen gleichzeitig.

 

Dabei ist gute Kommunikation uns doch so wichtig

Fast jedes Unternehmen wirbt mit gutem Teamgeist und offener Kommunikation. Verschiedenste Modelle diese zu fördern und aufzubauen werden ausprobiert, implementiert – und auch wieder verworfen. Eine schöne (und gerade bei der abgeschlossenen Fußball-Weltmeisterschaft sehr aktuelle) Metapher zu dieser Problematik liefert hier Schulz von Thun: „Kommunikation ist ein Sport, der auf vier Feldern mit vier Bällen gespielt wird. Man kann im selben Augenblick auf dem einen Feld (z. B. Sachfeld) ein Tor und auf dem anderen Feld (z. B. Beziehungsfeld) ein Eigentor schießen und leicht kann es passieren, dass der Ball von dem einen Feld, wo er hingehört auf ein anderes Feld fliegt, sodass plötzlich und fälschlicherweise dort mit zwei Bällen gekämpft wird.“ (Schulz von Thun, S. 19).

 

Gut zu kommunizieren erfordert einen achtsamen Umgang damit

Wirklich hinzuhören, wie man etwas sagt und sich die Zeit nehmen, diese Wege auch zu hinterfragen und konzentriert daran zu arbeiten. Kommunikation ist in diesem Sinne nichts anderes als eine Sportart. Es gibt Menschen, die mit Talent dazu geboren werden, anderen mangelt es an Talent, aber für alle gilt: sie müssen permanent daran arbeiten und diese Fähigkeit weiterentwickeln. Denn ein gutes Händchen für Kommunikation zu besitzen, heißt noch lange nicht, immer richtig zu agieren. Wir sehen dies gerade bei der Weltmeisterschaft – die deutsche Mannschaft besteht aus hochtalentierten und sehr gut trainierten Spielern, gefühlt hat es aber mit der Kommunikation auf dem Spielfeld nicht funktioniert.

 

Unternehmen investieren im Regelfalle in eine gute Kommunikation

Aber auch hier müssen die Konzepte immer wieder hinterfragt und überprüft werden. Interessant ist zurzeit eine aktuelle Harvard Studie, die sich mit den Auswirkungen von Großraumbüros auf das gemeinschaftliche Arbeiten auseinandersetzt. Großraumbüros galten lange Zeit als die Idealform um offenen Austausch, Kommunikation und schnelle Lösungswege im Unternehmen zu schaffen.

Bernstein und Turban fanden in ihrer Studie heraus, dass bei dem räumlichen Wandel von Einzel- zu Großraumbüros ein massiver Verlust von direkten Gesprächen zu verzeichnen war (Benrath). Den Mitarbeitern fehlte die Möglichkeit von „Rückzugsmöglichkeiten“ und der Schaffung eines privaten Raumes, dadurch stieg die Anzahl von E-Mails und Messenger Nachrichten. Ein Großraumbüro bietet keine Privatheit, offene Kommunikation ist nicht immer erwünscht und manche Dinge würde man gerne unter vier oder sechs Augen besprechen und nicht auf offener Bühne vor der ganzen Abteilung.

Sie haben gerade ein Großraumbüro eingerichtet? Dann müssen Sie noch mehr Räume zur Verfügung stellen, in denen man sich zurückziehen und unter zwei oder wenigstens „wenigen“ Augen sprechen kann. Ansonsten birgt es die Gefahr, dass die Kollegen immer stärker nur noch über die digitalen Wege kommunizieren und dann wird es grotesk, die Kollegen sitzen in der direkten Nachbarschaft, aber kommunizieren nur noch über E-Mail oder ähnlichem. Dann kann der vielzitierte Teamgeist sich nicht aufbauen, die schriftliche Kommunikation kann den zwischenmenschlichen Dialog nicht ersetzen. Es setzt ein Entfremdungsprozess ein.

In diesem Sinne – setzen Sie sich immer wieder mit Ihrer Kommunikation, aber auch der Kommunikation in Ihrem Unternehmen auseinander! Dies ist eine Themenstellung, die nie zu Ende sein wird und die grundlegend den Erfolg Ihres Unternehmens begleiten wird. Viel Spaß beim Training!

 

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Quellen

[1] Vgl: Schulz von Thun, F. (2007): Miteinander reden: Fragen und Antworten. Reinbek: Rowohlt.

[2] Vgl: Benrath, B. (2018): Warum Großraumbüros ein Gesprächskiller sind.
[3] Vgl: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/amerikanische-studie-in-grossraumbueros-wird-weniger-geredet-15682302.html

  

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