Nachhaltigkeit

Hat Greta ausgedient?

 

 

26.01.2022 | Artikel von Volker Treffenstädt

 

Mit dieser Frage hat uns ein geschätzter Kollege und Trendforscher im vergangenen Herbst konfrontiert und wir bei ANXO sind ihr im Folgenden nachgegangen und haben nach Antworten darauf gesucht.

Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft und Wirtschaft grundsätzlich verändert und das Thema Nachhaltigkeit in das Bewusstsein gerückt, es wird die Agenda der nächsten Jahre bestimmen und nicht nur ein Megatrend sein, sondern fester Bestandteil menschlichen Tun und Handelns werden müssen.

Ein effizienter Umgang mit Rohstoffen, was heute viele Entscheidungsträger unter einem nachhaltigen Wirtschaften verstehen, wird in Zukunft nicht ausreichen, denn irgendwann ist auch die noch so effizient eingesetzte Ressource verbraucht. Ökonomisch gesprochen bedeutet das, Nachhaltigkeit ist erst dann gegeben, wenn die Substanz dauerhaft erhalten bleibt, also eine Balance zwischen Verbrauch und Reproduktion hergestellt ist.

Die Art und Weise, wie sich die Menschen ernähren, hat z.B. erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Ressourcenverbrauch. Nachhaltigkeit auf dem Teller der Verbraucher bedeutet daher nicht, Alternativen zum heutigen Verzehrverhalten wie etwa vegane Ernährungsformen in den Vordergrund zu stellen, sondern auch hier gilt es Nachhaltigkeit im Sinne von ausbalancierter Reproduktion zu erreichen.

Immerhin verursacht der bundesdeutsche Verbrauch z.B. von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst und Käse rund 70 % der ernährungsbedingten Treibhausemissionen. Eine, auch nur teilweise, Umstellung auf eine rein pflanzliche Ernährungsweise würde einen enormen Flächenbedarf erzeugen, der heute strukturell nicht gegeben.

Die dramatische Bodenerosion durch die immer noch nicht aufzuhaltende Erderwärmung (Berechnungen gehen bis zu 30% Verlust der landwirtschaftlich genutzten Flächen bis 2090) würde weitere weltweite Rodungen erfordern, die kontraproduktiv auf die erforderliche Balance wirken würden.

Was bedeutet das für die Entscheider der Food-Branche? Welche Voraussetzungen müssen im Management und den Aufsichtsgremien vorhanden sein, um diesen strategischen Fragestellungen zu begegnen? Wohin werden die Konsumenten die Unternehmen der Food-Branche treiben? Die Erfahrung zeigt, dass die Verbraucher häufig schneller sind als die Unternehmenslenker und der Kurs danach bestimmt wird.

Zielsetzung für ein generelles Umdenken ist daher eine grundlegende Bewusstseinsbildung im Management für die Erfordernis eines ausbalancierten Umgangs mit Ressourcen, weg vom Kompensationsgedanken wie z.B. CO 2 - Vergütung für zurückgelegte Flugstrecken. Eine derartige „Ablass-Vergütung“ für ein reines Gewissen entspricht nicht der oben aufgestellten Erfordernis. Nur eine grundlegende Verhaltensänderung erfüllt die Forderung nach Balance. Verbraucher werden das erfahrungsgemäß schneller realisieren als die Unternehmen der Branche.

Um sich der Tragweite der erforderlichen Entscheidungen und Strategien bewusst zu werden, fehlt es heute noch an den entsprechenden Skills im Management. Eine Nachhaltigkeits-orientierte Ausbildung als Grundlage für künftige Manager wird bereits an den meisten Hochschulen angeboten, doch ist es noch keine Voraussetzung für die Lenkung eines DAX- Unternehmens, hier sind immer noch andere Fähigkeiten wie etwa permanente Restrukturierungen und Unternehmenswertmaximierung gefragt. Das gilt ebenso für die Aufsichtsgremien dieser Unternehmen.

Im Sinne eines Generationenvertrages wird sich dies ändern müssen und die Unternehmen groß wie klein sind hier gefordert, sich anders und neu aufzustellen. Es wird einer großen Kraftanstrengung bedürfen den zu erwartenden Kundenanforderungen gerecht zu werden, die nicht ohne Unterstützung von ausgebildeten Beratern in dieser Thematik auskommen wird.

Insofern kann die Eingangsfrage mit einem klaren NEIN beantwortet werden. Wir werden noch eine ganze Weile brauchen bis die Grundlagen geschaffen sind und wir werden der permanenten Aufforderungen bedürfen bevor ein richtiger Change stattfindet.

Im ersten Schritt empfiehlt sich eine aktuelle Bestandsaufnahme der heutigen Situation. Ressourcenverbrauch, Kompensation und Strategie müssen in eine Messbarkeit überführt werden (Taxonomie). Verbraucher erwarten Aussagen und Transparenz, keine Willenserklärungen.

Leider gibt es selbst aus der Politik noch keine klaren Maßstäbe wie man zu einer neuen Bilanzierung von Nachhaltigkeit im Unternehmen kommen möchte. Erste Ansätze sind rein qualitativer Art und müssen in den nächsten Jahren in eine Metrik überführt werden. Auch hier bedarf es der Unterstützung von Experten, die einen Überblick über laufende Forschungen gewährleisten, Dies kann ein einzelnes Unternehmen nicht unabhängig und alleine leisten.

 

   

Quellen

[1] Greenpeace: Halb so viel fürs Klima 13.09.2021

[2] Energiezukunft.eu 18.05.2021

[3] Sonderbericht des Weltklimarates 08.08.2019

[4] Thomas Ebenfeld: Hat Greta ausgedient? Interview Horizont vom 16.09.2021

 

 

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