Einkauf und Nachhaltigkeit

Quo Vadis 2023ff

 

 

03.03.2023 | Artikel von Jost H. Buthmann

 

Die einschlägigen Presseseiten und Seminaranbieter überschlagen sich regelmäßig zu diesem Thema: Der Weg zum klimaneutralen Wirtschaftsstandort - Die Transformation trotz aktueller Energiekrise - Nachhaltigkeit in der Firmen-DNA verankern - Nachhaltigkeit als Jahrhundertchance und neuester Wettbewerbsfaktor. Okay und was bitte hat das alles mit der Beschaffung zu tun?

Ganz einfach: Der CO2 Footprint unserer Produkte / Firmen entsteht bereits zu 2/3 oder mehr in der Supply Chain. Rohstoffe, Verpackungsmaterialien, Services, Dienstleistungen und die Logistik brin-gen ihren jeweiligen Fußabdruck mit und dafür sind die zentralen Einkäufer und Lieferantenmanager in der Pflicht. Aus dieser Verantwortung und immer neuen gesetzlichen Regelungen (Stichwort Liefer-kettensorgfaltspflichtengesetz) entsteht der Zwang zur Schaffung von Transparenz und die Pflicht zu einem qualitativen Reporting. Schlussendlich folgt daraus dann auch die Herausforderung, die beste-henden Beschaffungsstrategien zu überprüfen und anzupassen.

Seit Jahren kennen wir alle die „Multiplen Krisen“ und haben uns arrangiert mit Dauerkrisenmodus, ständigen Risikoabschätzungen, permanenten Verhandlungen mit Lieferanten und „take-it-or-leave-it“ Konfrontationen durch unserer „Partner“, bis hin zu Preisen pro Lieferung. Das ist eine echte Kröte für alle Ersparnis-verwöhnten Beschaffungskünstler und CPOs und mehr noch für alle Ersparnis-verwöhnten Chefetagen.

Zudem boten die Konzentration auf die Kernaktivitäten unserer Unternehmen und weltweite Expansion auch in der Beschaffung folglich weltweite Chancen für völlig neue Lieferketten, die wir bereitwillig ergriffen und erfolgreich gestaltet haben. Gepaart mit einer operativen Excellence und Flexibilität lie-ßen sich selbst große Wirtschaftskrisen erfolgreich meistern und wir konnten unsere strategische Agenda treiben. Da war in der Vergangenheit schon ganz viel Agilität und Resillience, nur hat das noch niemand so genannt.

Aktuell zeichnet sich ab, dass die Globalisierung aber auch die Wettbewerbsintensität verändert. Der Technologiewandel führt zu kaum kalkulierbaren Disruptionen und Digitalisierung, die zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar ist, senkt die Markteintrittsbarrieren.

Kombiniert mit scheinbar unerschöpflichem Risikokapital, können neue Marktteilnehmer ihre Innovati-onen so stark beschleunigen, dass traditionelle Strukturen dem nur schwer folgen können. Wenn also noch mehr Fokussierung auf Kundennutzen, noch mehr Technologie und Schnelligkeit wichtige Wett-bewerbsfaktoren werden, was bedeutet das für unsere Beschaffungsabteilungen?
In kleineren Geschäftseinheiten, die immer noch näher an die Kunden rücken, sind Preise und Erspar-nisse alleine nicht mehr ausreichend. Für uns Einkäufer sind Zugang zu neuesten Technologien und Innovationen sowie die Umsetzungsgeschwindigkeit unserer Supply Chain zukünftig wichtiger als Er-sparnisse und Synergien oder Volumenbündelung sowie Skalierbarkeit. Zumal die besten Preise an vielen Stellen in der jüngsten Vergangenheit gar nichts genutzt haben, denn Ware gab es eh keine. Es braucht also Mehrwert und Wettbewerbsfähigkeit für unsere Unternehmen aus der Beschaffungsabtei-lung.

Da müssen wir aber bitte auch ehrlich bleiben, allen CEOs und CFOs zum Trotz und uns selbst zulie-be. Erstens gilt die Schaffung von Mehrwert und Wettbewerbsvorteilen doch bitte für alle Unterneh-mensfunktionen und zweitens ist genau das Teil unserer Einkaufs-DNA.

 

Deshalb müssen wir bitte schleunigst „back to the roots“!

Eine kleine To-Do und Checkliste:

  • Wir müssen zurück zu richtig guten und belastbaren Beziehungen mit unseren Lieferanten, die echten Lieferantenmanager sind hier gefragt
  • Und ja, dabei bleiben auch Preise und Ersparnisse im Fokus, das ist Teil unserer operativen Excellence
  • Wir müssen uns wieder aktiv das Lieferanten Knowhow erschließen, die wissen schließlich, was sie können, wir müssen es nur abrufen
  • Wir müssen wieder auf Augenhöhe mit unseren Key-Playern kommen (nicht Single-Source Liefe-ranten) und dazu müssen wir technisch versiert genug sein
  • An alter Wirkungsstätte nannten wir solch ein Konzept „Development-Buyer“, Kollegen/-innen, die in der eigenen F&E Abteilung saßen und das Bindeglied zur Realität in der Beschaffung und bei unseren Lieferanten waren
  • Weil bahnbrechendes und wirklich innovatives oftmals aber nicht aus dem eigenen Umfeld kommt, braucht es mehr. Eine Anleihe in der Champions League sei hier erlaubt: Scouts, auch für neue Player, vor allem aber für neue Technologien, Materialien, Konzepte
  • Wir müssen wieder zurück zu echten Anforderungsprofilen (statt starrer Lieferantenspezifikationen) für alles, was beschafft werden muss, nur das ermöglicht fairen Wettbewerb und Mehrwert in der Lieferantenbasis
  • Wir brauchen endlich auch die volle Transparenz in unseren Lieferketten, mit der Digitalisierung. Immer mehr Entwicklungsgeschwindigkeit bei immer kürzeren Lebenszyklen werden nur digital zu meistern sein
  • Und ja, wir müssen auch wieder den Umgang mit Embargos, Zollrestriktionen, limitierten Marktzu-gängen und politischen Abhängigkeiten lernen, „the world is not always your sourcing oeyster“, leider ist das aktuell so

 

Das ist eine anspruchsvolle To-Do-Liste und es gilt keine Zeit zu verlieren. Gleichzeitig ist das die perfekte Chance für eine Neupositionierung der Beschaffung im Unternehmen und in Kombination mit richtig spannenden und wertsteigernden Stellenbeschreibungen in der Beschaffung auch deren Neu-bewertung. Der Druck diese weiter steigenden Klimakosten transparent und kalkulierbar zu machen wird bleiben, das steht fest. Ebenso muss echte „Sustainability“ alle drei ESG-Facetten beinhalten, ökonomische, ökologische und soziale. Da muss die Beschaffung vorneweg marschieren und wird so zum Nachhaltigkeits-Controlling im Unternehmen und Gestalter der firmenweiten CO2- und Klimaziele.

Wenn Sie diese Thematik auch im Unternehmen kennen, dann haben wir die Menschen und Methoden, die Werkzeuge und Instrumente um mit Ihnen nachhaltige Beschaffung und Lieferantenbeziehungen gezielt zu entwickeln.

 

 

Ihr Ansprechpartner Jost H. Buthmann

Tel.: +49 (0 ) 6192 40 269 0
Email: jost.buthmann@anxo-consulting.com

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